Der Ring

 

Mit einem Becher Kaffee in der Hand ließ er sich in der Küche auf einem Stuhl nieder. Die neue Wohnung fühlte sich noch unvertraut an. Seine Möbel standen noch nicht richtig und die Umzugskisten waren auch noch nicht ausgepackt. Es gab keine Gardinen vor den Fenstern, so dass die Lichter der Großstadt hereinschienen. Es war dunkel geworden. Die Freunde, die ihm beim Kisten schleppen geholfen hatten, waren nun fort. Er fühlte sich ein wenig einsam. Vielleicht war auch die Müdigkeit daran schuld. Es wäre schön, wenn noch jemand hier wäre. Er verscheuchte den trüben Gedanken und riss sich zusammen. Nur nicht sentimental werden! Das hier war nun sein zuhause. Drei Zimmer, Küche und Bad. Mehr als genug für einen alleine.

Es war ein Altbau in der Innenstadt. Man hatte es nicht weit zur Fußgängerzone und den ganzen Geschäften, Kneipen, Kinos. Das gefiel ihm. Er brauchte nicht mal ein Auto. Gedankenverloren erhob er sich und trat an die niedrige Küchenzeile, die sich unter den Fenstern über die ganze Zimmerbreite erstreckte. Die Hände um die Kante der Arbeitsfläche gelegt, lehnte er sich ein Stück vor und sah hinab auf die Straße. Die Lichter der Autos und Laster zogen vorbei. Noch war Berufsverkehr und ziemlich viel los. Wenn es noch später wurde, sollte es aber besser werden, hatte die Maklerin ihm versichert.

Aus den Augenwinkeln nahm er eine flüchtige Bewegung wahr, die sich in der Fensterscheibe neben ihm spiegelte. Er wandte sich irritiert um. Doch natürlich war da niemand. Es musste wohl einfach nur eine Reflektion von den Lichtern unten auf der Straße gewesen sein.

Gähnend räkelte er sich und entschied, dass er schon mal damit beginnen würde, ein paar Sachen auszupacken und zumindest das Schlafzimmer bewohnbar zu machen.

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